Nach der Fussball-Europameisterschaft im eigenen Land führte pro aurum mit Peter Inselkammer, dem über die Landesgrenzen hinaus bekannten Unternehmer, ein Interview über die aktuelle Lage und die Perspektiven der Münchner Gastronomie.

Bei Kaiserwetter trafen wir das Mitglied einer der bekanntesten Unternehmerfamilien Münchens im Platzl Hotel – also dort, wo laut hauseigenem Slogan Münchens „Herz schlägt“. Geführt haben wir das Gespräch in dem ebenfalls im Firmenbesitz befindlichen und lediglich zwei Gehminuten entfernten Restaurant „Ayinger am Platzl“ gegenüber dem Hofbräuhaus, wo Tradition einen besonders hohen Stellenwert geniesst. Im traditionellen Janker stand der fesche und gut gelaunte Gastronom, der auf dem Oktoberfest als Wirt des Armbrustschützenzelts und zudem als Sprecher der Wiesn-Wirte fungiert, unseren Fragen Rede und Antwort.

pro aurum: Völlig losgelöst vom sportlichen Abschneiden der deutschen Fussball-Nationalmannschaft – wie fällt Ihre Bilanz der Fussball-EM als Gastronom aus?

Peter Inselkammer: Also unsere Bilanz fällt ausnahmslos positiv aus, da wir in München als Spielort sehr stark von der Veranstaltung profitiert haben. Während der EM war in München extrem viel los – vor allem beim Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen Schottland. Das war auch stimmungstechnisch ein klares Highlight, was in erster Linie den schottischen Fans zu verdanken war. Sie waren teilweise vier Tage zuvor angereist, um feuchtfröhlich zu feiern, was uns als Wirte natürlich besonders freute. Ich denke, dass es den meisten Beteiligten richtig Spass gemacht hat.

Welches Fazit ziehen Sie mit Blick auf die Stadt München? Was hat gut geklappt und was möglicherweise weniger, auch bei einem Vergleich mit der Heim-WM vor 18 Jahren?

Meiner Meinung nach war vieles recht gut organisiert – vor allem die Fanzonen. Obwohl der Ansturm der Fans stärker als erwartet ausgefallen war, gab es keine grösseren Schwierigkeiten. Selbst Spiele, die aus sportlicher Sicht als nicht sonderlich attraktiv eingestuft wurden, waren sehr gut besucht. Teilweise mussten die Fanzonen sogar wegen Überfüllung geschlossen werden. Auch die Präsenz und Strategie der Polizei kamen bei unseren Gästen sehr gut an. Auf den Punkt gebracht: Grundsätzlich fühlte man sich sehr sicher in der Stadt. Und mit Blick auf den öffentlichen Nahverkehr kann man festhalten, dass dieser in München trotz des zusätzlichen Fahrgastaufkommens eigentlich recht gut funktioniert hat.

Mit der Wiesn steht die nächste internationale Grossveranstaltung bereits vor der Tür. Überwiegt derzeit die Vorfreude oder eher der Stress?

Ich freue mich jedes Jahr auf die Wiesn. Und ich habe den Eindruck, dass dies bei allen Wirten, Beschäftigten, Schaustellern und natürlich auch bei den Besuchern der Fall ist. In diesen 16 Tagen werden wir wieder alles geben, um eine Top-Performance zu erzielen. Dies erfordert allerdings eine gute Vorbereitung und stellt sicherlich eine grosse Herausforderung dar, aber dieser stellen wir uns gern.

Können Sie uns einen kleinen Einblick in die organisatorischen Herausforderungen im Sinne sicherheitstechnischer Anforderungen oder behördlicher Auflagen geben, mit denen die Wiesn-Wirte konfrontiert sind?

Ich bin der Meinung, dass das Münchner Oktoberfest ein sehr strenges Sicherheitskonzept hat. Ich glaube nicht, dass es irgendein Volksfest gibt, das ähnlich streng abgesichert wird. Wiesn-Wirte müssen im Vorfeld ein 40-seitiges Sicherheitskonzept abarbeiten, was einen enormen Aufwand darstellt. Nur ein Beispiel: Jeder Ordner muss auf einem Portal der Stadt gemeldet werden und wird dann überprüft, schliesslich muss er laut Gewerbeordnung über die notwendige Qualifikation verfügen. Dieses Fachpersonal ist dann schwierig zu finden, schliesslich benötigt die Stadt München ebenfalls Sicherheitspersonal. Und dieser Aufwand wird nicht geringer. Weiteres Beispiel gefällig? Schon immer mussten die Fahrer der Lieferanten einen sogenannten Zufahrtskontrollbeleg beantragen, was ja grundsätzlich Sinn macht. Aber in diesem Jahr wurde dieser nicht mehr per Post verschickt, sondern muss persönlich in der Behörde abgeholt werden – warum auch immer. Dieser hohe Aufwand verursacht natürlich Kosten und schlägt sich dann letztendlich auch in den Preisen nieder.

Sie betreiben neben dem Platzl Hotel in der Münchner Altstadt sowie den Restaurants Ayinger und Pfistermühle auch das Armbrustschützenzelt auf der Wiesn und sind 2017 zum Sprecher der Wiesn-Wirte gewählt worden. Ist beim grössten Volksfest der Welt nach der Pandemie mittlerweile wieder völlige Normalität eingekehrt oder gibt es weiterhin Nachwirkungen zu beklagen?

Eine gewisse Normalität ist sicherlich eingekehrt, wenngleich das erste Jahr nach Corona ziemlich schwierig war. Im vergangenen Jahr hatten wir mit 7,2 Millionen sogar einen Besucherrekord, allerdings dauerte die Wiesn feiertagsbedingt zwei Tage länger als üblich. Für mich heisst das vor allem eines: Deutschland will wieder auf Volksfesten feiern. Nach Corona haben wir in der Gastronomie einen starken Nachholeffekt gespürt. Aus wirtschaftlicher Sicht bereiten uns allerdings auf der einen Seite die konjunkturelle Schwächephase und auf der anderen Seite die starken Lohn- und Kostensteigerungen durchaus Probleme. Doch diese Lohnzuwächse waren zweifellos nötig, damit der Personalbedarf in der Gastronomie gedeckt werden konnte, da leider während Corona viele Beschäftigte in andere Branchen abgewandert sind. Und starke Kostensteigerungen gab es auch beim Zeltaufbau zu beobachten – sowohl beim Material als auch bei den Handwerkern. In diesem Jahr hat uns jedoch geholfen, dass der Aufbau zwei Wochen früher starten konnte. Denn eines sollte man bei diesen Baustellen stets bedenken: Zum Fassanstich muss alles fertig sein und funktionieren.

Sie dürften auf dem Oktoberfest in den vergangenen Jahrzehnten ziemlich viel erlebt haben. Woran erinnern Sie sich am liebsten?

Da gab es natürlich einige witzige Erlebnisse. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Jahre, nachdem meine Familie das Armbrustschützenzelt übernommen hatte, als ein älterer, gut gekleideter Herr eine Mass Freibier forderte. Ein Problem stellte der Umstand dar, dass er dies direkt an der ausschliesslich für Bedienungen zugänglichen Schenke beziehen wollte. Auf meinen Hinweis, dass dies nicht möglich sei, wollte er mich vom Gegenteil überzeugen und meinte, er sei der Herr Inselkammer, also mein Vater. Nachdem ich mich dann als seinen vermeintlichen Sohn vorgestellt habe, war die Diskussion relativ schnell beendet.

Als Vize-Präsident der IHK München haben Sie stets auch das Wohlbefinden der heimischen Wirtschaft im Auge. Woran kranken die Wirtschaftsbedingungen in München derzeit besonders stark und welche Lösungsvorschläge würden Sie den politischen Entscheidungsträgern besonders ans Herz legen?

Ein grosses Problem ist sicherlich der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und die daraus resultierenden Personalprobleme, aber hierfür habe ich leider auch keine Lösung parat. Und auch bei den Sektoren Verkehr und Mobilität liegt in München einiges im Argen und erschwert uns das Einstellen von Mitarbeitern. Die Stadt allein kann aufgrund des politischen Einflusses von Bund und Ländern aber nicht so viel bewirken, schliesslich gibt es vor allem im Immobiliensektor so viele Auflagen, die auch ein wichtiger Grund für die enorm hohen Preise sind. Wir spüren das im Zuge unserer derzeitigen Hotel-Renovierung am eigenen Leib. Es gibt so viele behördlichen Vorgaben, die es zu beachten gibt und die nur teilweise sinnvoll sind. Wenn dann aber noch der Denkmalschutz einem mit absolut niederrangigen Aspekten und Bedenken das Leben schwermacht, habe ich dafür – ehrlich gesagt – absolut kein Verständnis. Auch deshalb sympathisiere ich sehr stark mit der Forderung von Markus Söder, dass für jede neue Vorschrift zwei alte wegfallen sollen. Nun bin ich sehr gespannt, wie das praktisch umgesetzt werden soll.

Wie verbringt ein erfahrener Tourismus-Profi wie Sie eigentlich seinen wohlverdienten Urlaub?

Unterschiedlich (lacht) – ich fahre sehr gern Ski und verbringe auch in den anderen Jahreszeiten viele Urlaube in den Bergen. Südtirol und Österreich gefallen mir sehr gut, weil deren Gastronomie-Konzept richtig gut ist. Die Kombination von Tradition und Moderne – und das Ganze verknüpft mit nachhaltigen Aspekten – erscheint mir sehr gelungen. Und für den eigenen Betrieb findet man bei seinen Hotelaufenthalten immer wieder Anregungen, die häufig gar keinen grossen Aufwand erfordern und dennoch eine starke positive Wirkung entfalten können.

Zu guter Letzt noch eine ganz private Frage zur Vermögensanlage: Wie gehen Sie – unabhängig von Ihren diversen Unternehmensbeteiligungen – bei der „ganz normalen Geldanlage“ vor? Welche Anlageklassen favorisieren Sie und welche eher nicht?

Wir als Familienunternehmen investieren natürlich in erster Linie in das Wachstum der eigenen Firmen, aber bei der privaten Altersvorsorge sieht das etwas anders aus. Meine Kernkompetenz sehe ich vor allem in der Hotellerie und in der Gastronomie sowie ein bisschen im Immobiliensektor. Bei anderen Investments lasse ich mich lieber von erfahrenen Vermögensverwaltern beraten. Grundsätzlich halte ich aber vernünftige Aktienfonds oder das eine oder andere Einzelunternehmen für kaufenswert. Mit einer soliden Aktie liegt man in der Regel nicht falsch, aber bei der konkreten Strategie vertraue ich dann schon der Expertise meines erfahrenen Vermögensmanagers. Getreu dem Motto: Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Bildquelle: Archiv Inselkammer


Immer aktuell informiert: Folgen Sie pro aurum

So verpassen Sie nichts mehr! Informationen und Chartanalysen, Gold– und Silber-News, Marktberichte, sowie unsere Rabattaktionen und Veranstaltungen.
Facebook | Instagram | LinkedIn | Twitter

Der pro aurum-Shop

Die ganze Welt der Edelmetalle finden Sie in unserem Shop: proaurum.ch