Ein Rückgang um zehn Prozent in den ersten acht Monaten des Jahres – Platin hat seinen Besitzern bisher vor allem Bauchschmerzen und nur wenige Erfolgsmomente bereitet. Sowohl in US-Dollar als auch in Euro steht das weisse Metall auf Jahressicht deutlich im Minus und schliesst den Monat August bei rund 900 Euro beziehungsweise 975 US-Dollar pro Feinunze ab. Dass Platin auf Dollar-Basis weiterhin dreistellig notiert und die Marke von 1.000 US-Dollar noch nicht zurückerobert hat, wiegt schwer.

Ein Abgesang auf Platin ist allerdings noch lange nicht angebracht. Denn das weisse Metall hat in den vergangenen Monaten durchaus gezeigt, dass es auf der Oberseite der Kursgrafik für Überraschungen gut ist. Noch im April 2023 lag der Platinpreis bei rund 1.025 Euro beziehungsweise 1.125 US-Dollar pro Feinunze. In beiden Währungen war Platin in den Vormonaten kontinuierlich gestiegen, doch seit April befindet sich Platin im Abwärtstrend. Was ist da los?

Eigentlich stehen die Chancen für Platin gut, denn das Edelmetall ist ein Super-Metall. Es wird in Herzschrittmachern verbaut, ist Teil von menschlichen Implantaten und hat allein im medizinischen Bereich im vergangenen Jahr für eine Nachfrage von 275.000 Unzen gesorgt, wie die Zeitschrift „Focus Money“ in einem aktuellen Bericht vorrechnet.

Neben der Verwendung in der Industrie erfreut sich Platin auch einer starken Nachfrage in der Automobilindustrie. Das weisse Metall wird für die Produktion von Katalysatoren eingesetzt. Auf den ersten Blick wird dies oft als Nachteil verstanden, weil hierzulande die Verbrennungsmotoren zum Auslaufmodell erklärt wurden. Ganz anders sieht es in China und Indien aus: Dort führt an klassischen Motoren weiterhin kein Weg vorbei, sie sollen aber umweltfreundlicher werden. Und dafür wird Platin benötigt. Die Folge: Im Jahr 2023 könnte so viel Platin nachgefragt werden wie zuletzt im Jahr 2017 – über drei Millionen Unzen.

Insbesondere bei der Produktion von Katalysatoren für Benziner wirkt sich für Platin zudem ein weiterer Aspekt günstig aus: Im Vergleich zu dem anderen Weissmetall Palladium ist Platin deutlich billiger. Diesen Preisvorteil nutzen viele Fabrikanten und sind von Palladium auf Platin umgeschwenkt.

Viele künftige Verwendungsmöglichkeiten für Platin befinden sich derzeit noch in den Kinderschuhen, könnten aber schon bald für einen neuen Platin-Boom sorgen – so wird beispielsweise die Nutzung in Akkumulatoren erforscht. Erste Forschungsergebnisse legen nahe, dass durch den Einsatz von Platin die Kosten für Elektroauto-Akkus um die Hälfte gesenkt werden könnten – gelingt es, diese Technologie zur Marktreife zu bringen, wäre ein Platinpreis im dreistelligen Bereich wohl für immer Geschichte.

Der „World Platinum Investment Council“, die Interessenvertretung der weltweiten Platin-Industrie, unterstreicht in einem aktuellen Marktbericht die aussergewöhnlichen Chancen des Weissmetalls. Die Branchenvertreter weisen darauf hin, dass die Nachfrage nach dem Edelmetall in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich angestiegen sei. Als Antrieb für die Nachfrage nach Platin nennt der WPIC in erster Linie den hohen Preisdruck bei Palladium und Rhodium: „Mit steigenden Preisen der Schwestermetalle greift die Industrie vermehrt zum günstigeren Platin“, heisst es in dem Bericht.

Nach Angaben des WPIC ist die gegenwärtige Schwäche des Platinpreises nicht auf die Eigenschaften des Edelmetalls zurückzuführen; stattdessen wirken externe Faktoren auf die Platin-Entwicklung. Die Leitzinsen hätten zu einem Rückgang der Renditeerwartungen und Investitionsbereitschaft innerhalb der chemischen Industrie geführt. Wenn aber die Zentralbanken das Zinsniveau ab dem kommenden Jahr wieder senkten, würde dies die Platinnachfrage beflügeln.

Creator: ipopba
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Bildquelle: AdobeStock.com / Composing: pro aurum


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