Das Edelmetall Platin entwickelte sich in den vergangenen Jahren deutlich schlechter als Gold. Allein dieser Umstand eröffnet erhebliches Nachholpotenzial – es gibt aber noch weitere Kaufargumente für Platin.

Starke Underperformance gegenüber Gold

Ende Januar entsprach der Platinpreis etwas mehr als einem Drittel des Goldpreises, was zu einem Preisabschlag von über 1.800 Dollar geführt hat. Zur Erinnerung: Anfang des Jahrtausends kostete ein Feinunze Platin 490 Dollar bzw. 73 Prozent mehr als Gold. Besonders augenscheinlich wird der Niedergang von Platin gegenüber Gold beim Blick auf das Gold/Platin-Ratio, das sich allein in den vergangenen zehn Jahren von 1,0 auf aktuell 2,9 fast verdreifacht hat. Das heisst: Damals kosteten beide Edelmetalle ungefähr dasselbe, danach setzte Gold zu einem Höhenflug und Platin zu einer Talfahrt an.

Ein weiterer Performancevergleich beider Edelmetalle zeigt auf, dass sich Platin auf Sicht von zwölf Monaten auf Dollarbasis um 33 Prozentpunkte schlechter entwickelt hat als die Krisenwährung Gold. Auf Zehnjahressicht beläuft sich die Underperformance sogar auf 146 Prozentpunkte. Dies lag vor allem an den miserablen Perspektiven der Automobilindustrie – insbesondere bei Fahrzeugen mit herkömmlichem Antrieb (Benzin- bzw. Dieselmotoren). Im Jahr 2023 stammte über 40 Prozent der globalen Platinnachfrage aus diesem Problemsektor. Mittlerweile spricht aber einiges dafür, dass dieser Negativfaktor in den Hintergrund treten und Platz für eine geänderte Betrachtungsweise machen könnte.

Platin kann zum Beispiel als deutlich seltener eingestuft werden als Gold, schliesslich belief sich das jährliche Platinangebot (2023) – Minenförderung plus Recycling – auf lediglich 222 Tonnen, während bei Gold im selben Jahr das Gesamtangebot mit 4.950 Tonnen um ein Vielfaches höher ausgefallen war. Während Gold durch seine monetäre und kulturelle Bedeutung weltweit bekannt ist, bleibt Platin aufgrund seiner Seltenheit und industriellen Nutzung ein exklusiveres Edelmetall. Auch die signifikant niedrigere Liquidität macht den Platinhandel allenfalls zu einem Nischenmarkt.

Katalysatoren: Licht am Ende des Tunnels?

Obwohl der weltweite Verkauf von Elektrofahrzeugen runder läuft als der Absatz traditioneller Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb, rechnet der World Platinum Investment Council (WPIC) für 2025 mit einer steigenden Platinnachfrage der Automobilbranche. Mit geschätzten 3,245 Millionen Unzen stellt der WPIC den höchsten Wert seit acht Jahren in Aussicht. Dies sei vor allem auf die zunehmende Verwendung von Platin in Hybridfahrzeugen und die Substitution von Palladium durch Platin in Katalysatoren zurückzuführen. Ausserdem profitiert das Weissmetall von strengeren Emissionsvorschriften und der anhaltend hohen Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

Zusätzliche Fantasie wird im Bereich der Wasserstofftechnologien generiert. Bei Brennstoffzellen gilt Platin nämlich als wichtige Komponente, da dieses Weissmetall als besonders effizienter Katalysator fungiert, die Wasserstoff-Sauerstoff-Reaktion stark beschleunigt und somit für eine hohe Energieeffizienz sorgt. Hier prognostiziert der WPIC für das laufende Jahr ein Nachfragewachstum um 32 Prozent auf 84.000 Unzen. Deutlich schwächer fällt das prognostizierte Wachstum im Schmucksektor aus, der mit 1,983 Mio. Unzen (+2,0 Prozent) ungefähr auf ein Viertel der weltweiten Gesamtnachfrage kommt.

Zwei weitere Begleitumstände sorgen bei Platin für ein positives Marktsentiment. Erstens: Laut WPIC wurden bzw. werden die Jahre 2023, 2024 und 2025 mit Angebotsdefiziten abgeschlossen, die von 759.000 bis 539.000 Feinunzen reichen. Zweitens: Im selben Zeitraum wird bei den oderirdischen Beständen mit einem Rückgang von 4,235 Mio. auf 3,014 Mio. Unzen gerechnet. Beides spricht nach den Lehren der Betriebswirtschaft eher für einen steigenden als für einen sinkenden Platinpreis.

Potenzielle Probleme in wichtigen Förderländern

Unter Umständen könnte aber auch die Angebotsseite den Preis für das Edelmetall nach oben treiben, schliesslich gelten Südafrika und Russland als die beiden wichtigsten Förderländer, die ungefähr 70 Prozent der weltweiten Platinförderung auf sich vereinen. Das Risiko von Lieferengpässen bzw. Produktionsausfällen sollte daher nicht unterschätzt werden. Südafrika könnte bspw. unter Arbeitsstreiks, Energieknappheit und regulatorischen Änderungen leiden, während sich Russland aufgrund der Sanktionen des Westens als wenig verlässlicher Platinlieferant erweisen könnte.

Unter Analysten kann man hinsichtlich Platin derzeit keine sonderlich positive Stimmung ausmachen. Das Ergebnis der diesjährigen Analystenumfrage der London Bullion Market Association (LBMA) liefert hierfür einen guten Beleg. Die Experten wurden gebeten, den durchschnittlichen Preis für Gold, Silber, Platin und Palladium sowie deren erwartete Handelsspannen inkl. Jahreshoch und Jahrestief für 2025 zu schätzen. Bei Platin haben insgesamt 19 Analysten ihre Prognosen abgegeben, wobei der pessimistischste Experte einen Durchschnittspreis von 920 Dollar und der grösste Optimist einen Wert von 1.100 Dollar angegeben hat. Der Mittelwert sämtlicher Schätzungen belief sich auf etwas mehr als 1.021 Dollar. Aktuell kostet eine Feinunze Platin 950 Dollar.

Übrigens: Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum, blickt relativ optimistisch in die Zukunft und attestiert Weissmetallen für 2025 ein hohes Mass an Spannung. Insbesondere bei Platin und Palladium sieht er gegenüber den monetären Edelmetallen Gold und Silber einen „riesigen Nachholbedarf“.

Bildquelle: AdobeStock.com / Composing: pro aurum


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