3.000 Dollar, 5.000 Dollar oder 10.000 Dollar — die Prognosen für die künftige Entwicklung des Goldpreises gleichen gelegentlich einem sportlichen Wettbewerb, bei dem es darauf ankommt, möglichst weit zu springen. Wie die Glaskugel-Leser auf ihre phantastischen Schätzungen kommen, ist unklar. Dagegen ist der jährliche „Precious Metals Forecast“ der „London Bullion Market Association“ eine willkommene Abwechslung, denn hier geben die Edelmetallprofis an der Londoner Goldbörse ihre Vorhersagen auf Basis von fundierten Begründungen ab.

Nachdem das Jahr 2022 begonnen hat, lohnt ein Blick auf die Vorhersage für das Jahr 2021 — denn nun wissen wir, wie zuverlässig die Analysten in London waren und ob sich ihre Erwartungen bewahrheitet haben. Im Hinblick auf Palladium war der Konsensus der Experten ziemlich realitätsnah: Sie sagten vorher, dass Palladium das Metall sein werde, das am Schlechtesten im Jahr 2021 performen würde. Daneben lagen sie dagegen mit einem erwarteten Zuwachs von 28 Prozent bei Platin und 38 Prozent für Silber. Auch die Erwartung eines Zuwachses für den Goldpreis von 11 Prozent entsprach nicht der Realität, denn Gold fuhr auf Dollar-Basis ein leicht negatives Jahresergebnis für 2021 ein.

Freuen dürfen sich vier Teilnehmer des Vorhersage-Wettbewerbs, denn ihre Prognosen lagen besonders nah an der tatsächlichen Entwicklung der Edelmetallpreise im Jahr 2021. Wir stellen ihre Prognosen im Detail vor:

Gold: Gemischte Gefühle für den „sicheren Hafen“

Caroline Bain (Capital Economics) gab die beste Prognose für den Goldpreis ab. Sie erwartete einen Durchschnittspreis von 1.805 US-Dollar und eine Bandbreite zwischen 1.695 sowie 1.900 US-Dollar. Bain ging davon aus, dass der Goldpreis im Laufe des Jahres 2021 weiter sinken würde, weil das globale Wirtschaftswachstum, vor allem in der zweiten Jahreshälfte, anziehen würde. Demnach würde auch die Nachfrage nach sicheren Häfen nachlassen. „Die Zentralbank-Nachfrage wird wahrscheinlich gedämpft bleiben, da Russland sein Goldaufkaufprogramm ausgesetzt hat“, schrieb Bain vor einem Jahr. Sie ging jedoch davon aus, dass die Preise relativ hoch bleiben, da sie eine weitere Abwertung des US-Dollars erwartete.

Silber: Industrie-Nachfrage sorgt für Unterstützung

Peter Fertig (QCR Quantitative Commodity Research Limited) konnte den Preis für die beste Prognose für den Silberpreis einheimsen. Mit einer Range zwischen 22,75 und 28,25 US-Dollar und einem Durchschnittspreis von 24,90 US-Dollar lag er nah an der tatsächlichen Entwicklung. „Silber ist normalerweise volatiler als Gold, und das war auch im letzten Jahr der Fall. Eine weitere Konsolidierung auf dem Goldmarkt dürfte dämpfende Auswirkungen auf Silber haben“, schrieb Fertig in seiner Analyse.

Der erwartete Gegenwind durch die steigenden Opportunitätskosten und eine Erholung des US-Dollars dürften den Aufwärtstrend für Silber im Jahr 2021 begrenzen, so Fertig vor einem jahr. Stützend würden dagegen höhere Ausgaben für die grüne Infrastruktur wirken, um die Klimaziele zu erreichen: „Silber wird zum Beispiel in Solarpanelen verwendet“, erinnerte Fertig und resümierte, dass die industrielle Nachfrage nach Silber weitere Unterstützung für Silber bieten würde. „Daher könnte Silber in diesem Jahr wieder besser abschneiden als Gold, selbst wenn beide Märkte seitwärts tendieren sollten“, lautete das Fazit des Investment-Experten.

Platin und Palladium: Duell der Weissmetalle

Suki Cooper (Standard Chartered) lag mit ihrer vorsichtigen Schätzung für den Platinpreis goldrichtig. Sie erwartete einen Durchschnittspreis von 1.081 Dollar und eine Spannbreite zwischen 900 und 1300 US-Dollar. Sie verweist auf erfreuliche Entwicklungen Entwicklungen in der Wasserstoffwirtschaft für Platin, geht jedoch davon aus, dass die Nachfrage in diesem Sektor im Jahr 2021 noch auf minimalem Niveau rangieren solle.

Pearson Mururi (Afriforesight) sag den Palladiumpreis in einem Bereich zwischen 2.250 und 2.600 US-Dollar und durchschnittlich bei 2.417 US-Dollar im Jahr 2021. Er wies auf eine geringere Fahrzeugproduktion aufgrund von Engpässen bei Halbleiterchips hin. Stützend sollte aus seiner Sicht die Verschärfung der Emissionsstandards in China, den USA und der EU wirken. „Wir erwarten jedoch, dass die zunehmende Substitution von Palladium durch Platin bei der Herstellung von Autokatalysatoren den Preisanstieg allmählich dämpfen wird“, warnte Mururi.

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