Die drei Weissmetalle Silber (+3,4 Prozent), Platin (–10,3 Prozent) und Palladium (–28,8 Prozent) haben sich bis Mitte Juli allesamt schlechter entwickelt als Gold (+7,1 Prozent). Diese Underperformance war vor allem auf Zins- und Rezessionssorgen zurückzuführen.

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Weissmetalle sind konjunktursensitiver als Gold

Die Turbulenzen im Bankensektor haben die Rezessionsgefahr spürbar erhöht und eine Kreditklemme sowie eine steigende Zahl von Unternehmenspleiten wahrscheinlicher werden lassen. Für eine Rezession sprechen derzeit auch die „falkenhaften“ Kommentare der EZB- und Fed-Notenbanker sowie die gegenwärtig zu beobachtende inverse Zinsstruktur, die als zuverlässiges Rezessionswarnsignal gilt. Ein solches Szenario liegt immer dann vor, wenn Anleihen mit kurzen Laufzeiten höhere Renditen bieten als länger laufende Papiere. In einem solch negativen Umfeld war Gold in der Vergangenheit als Krisenwährung stets gefragt. Die drei Weissmetalle leiden in solchen Phasen meist unter ihrer stark ausgeprägten Konjunkturabhängigkeit.
Die aktuellen Zinssorgen kommen besonders gut durch das FedWatch Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zum Ausdruck. Dieses wies nämlich Mitte Juli eine Wahrscheinlichkeit von fast 78 Prozent aus, dass wir Ende Dezember höhere Zinsen sehen werden, während Zinssenkungen als relativ unwahrscheinlich galten. Weil weder Gold noch Silber, Platin oder Palladium Zinseinnahmen bieten, führen steigende Zinsen stets zu erhöhten Opportunitätskosten, die sich durch den erforderlichen Zinsverzicht zwangsläufig ergeben.

In dem von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG veröffentlichten „In Gold we Trust“-Report der beiden in der Finanzwelt bestens bekannten Autoren Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek wird darauf hingewiesen, dass während der vergangenen 20 Zinserhöhungszyklen (seit 1915) nur dreimal eine Rezession ausgeblieben war. Vereinfacht ausgedrückt kann man daraus eine Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent ableiten, dass wir 2023 eine Rezession erleben werden.

Argumente für den Kauf von Silber

Die drei Weissmetalle Silber, Platin und Palladium verfügen über diverse vorteilhafte Eigenschaften, die sie gegenüber anderen Materialien auszeichnen. Während bei Platin und Palladium vor allem die Autoindustrie über den Bau von Abgaskatalysatoren einen grossen Teil der industriellen Nachfrage generiert, kann man bei Silber eine deutlich heterogenere Nachfragestruktur ausmachen. Das mit grossem Abstand günstigste Edelmetall gilt aufgrund seiner ausgezeichneten Leitfähigkeit von Strom und Wärme und seiner guten Lichtreflexion als wichtige Komponente in den Wachstumsbranchen Photovoltaik, Elektromobilität, Elektronik u. a.

Was häufig vergessen wird: Seine antibiotischen Fähigkeiten machen es auch in der Medizin bzw. der Aufbereitung von Trinkwasser praktisch unverzichtbar. Ausserdem hat sich Silber in der Schmuckbranche und als monetäre Krisenwährung seit Generationen bewährt. All diese Faktoren führen dazu, dass seine konjunkturelle Abhängigkeit als deutlich geringer als bei Platin und Palladium anzusehen ist. Während viel Platin in Schmuck und Katalysatoren von Dieselfahrzeugen landet, dient Palladium in erster Linie der Abgasreinigung von Benzinfahrzeugen. Dass Autos mit herkömmlichen Motoren aufgrund der Klimawandelproblematik einer ungewissen Zukunft entgegensehen, dürfte sich unter Anlegern mittlerweile herumgesprochen haben – insbesondere angesichts der Tatsache, dass die EU ab dem Jahr 2035 das Aus von Verbrennerfahrzeugen (Ausnahme E-Fuels) beschlossen hat. Diese Risiken dürften viele Investoren mittlerweile erkannt und mit Blick auf ihr Investitionsverhalten entsprechend berücksichtigt haben. Dies hat dazu geführt, dass Gold während der vergangenen zwölf Monate mit 26 Prozent eine deutlich geringere Schwankungsbreite als Silber (46 Prozent), Platin (36 Prozent) und Palladium (89 Prozent) ausgewiesen hat.

Silber auf Talfahrt nach Rally

Silber wird häufig als „kleiner Bruder von Gold“ oder weniger freundlich als „Gold des armen Mannes“ bezeichnet. Dies liegt einerseits an seiner Historie, denn schliesslich wurden beide Edelmetalle in der Vergangenheit als Geld genutzt. Heutzutage fungieren sie in erster Linie als Krisenwährung und langfristiger Inflationsschutz. Andererseits korrelieren beide Edelmetalle sehr stark. Das heisst: Geht es mit dem Goldpreis bergauf (bergab), folgt ihm sein kleiner Bruder Silber in der Regel nach oben (unten). Dabei verzeichnet der Silberpreis allerdings erhebliche wildere Ausschläge in beide Richtungen. Deshalb wies er in den vergangenen Jahrzehnten stets eine höhere Kursschwankungsintensität (Volatilität) aus als Gold. Gegenwärtig übertrifft die historische 250-Tage-Volatilität von Silber mit über 36 Prozent die vergleichbare Risikokennzahl von Gold in Höhe von 18 Prozent um den Faktor zwei. Besonders interessant: Eine hohe Volatilität deutet nicht nur auf ein erhöhtes Verlustrisiko hin, sondern bringt automatisch auch eine hohe Renditechance mit sich.

Wechselbad der Gefühle beim Gold-Silber-Ratio

Von Januar bis Mitte März entwickelte sich der Silberpreis deutlich besser als der Goldpreis, was im Berichtszeitraum beim sogenannten Gold-Silber-Ratio zu einem markanten Rückgang von 91 auf 79 geführt hat. Die Kennzahl gibt an, wie viele Feinunzen Silber zum Kauf einer Unze Gold benötigt werden, und dient als Bewertungskriterium, welches der beiden Edelmetalle als relativ preisgünstig anzusehen ist. Ein historisch hoher Wert lässt Silber (verglichen mit Gold) relativ preiswert erscheinen, während ein niedriges Gold-Silber-Ratio eine relative Überbewertung von Silber (gegenüber Gold) nahelegt.

Ein pauschales Ableiten konkreter Investitionsentscheidungen auf Basis dieses Hilfsmittels macht aber nur bedingt Sinn. Zum einen führt ein sinkendes Gold-Silber-Ratio nämlich nicht automatisch zu einem steigenden Silberpreis – schliesslich würde das Ratio auch sinken, falls der Silberpreis innerhalb einer bestimmten Periode weniger zurückfallen würde als Gold. Dann hätte das Weissmetall trotz der verbuchten Verluste eine Outperformance gegenüber dem gelben Edelmetall erzielt. Als Best-Case-Szenario für Silber würde sich daher die Kombination eines stark steigenden Goldpreises bei zugleich rückläufigem Gold-Silber-Ratio erweisen. In diesem Fall würde der Kauf von Silber einen deutlich höheren Gewinn verbuchen als der Golderwerb.

Zum anderen hängt es stets vom Betrachtungszeitraum ab, ob ein Gold-Silber-Ratio als hoch oder niedrig anzusehen ist. So haussierte zum Beispiel im März 2020 der Goldpreis aufgrund des Pandemieausbruchs, während der Silberpreis im Zuge der Rezessionsängste regelrecht eingebrochen war. Dank dieser gegenläufigen Entwicklung markierte das Gold-Silber-Ratio kurzzeitig ein Allzeithoch von über 125, sodass man das gegenwärtige Niveau in Höhe von 79 als niedrig interpretieren könnte. Grundsätzlich sollte man Folgendes auf keinen Fall ausser Acht lassen: Sowohl der Silberpreis als auch das Gold-Silber-Ratio unterliegen starken Schwankungen. So rutschte bspw. das Ratio 1967, 1969 und 1980 zeitweise auf Werte sogar unter 20.

Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum, macht sich hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Silberpreises derzeit keine grossen Sorgen. Auf lange Sicht oszilliere das Gold-Silber-Ratio nämlich zwischen 50 und 55. Das heisst: Damals mussten zwischen 50 und 55 Unzen Silber aufgewendet werden, um eine Unze Gold zu kaufen. Aktuell sind hierfür mehr als 79 Feinunzen nötig. Hinsichtlich der weiteren Perspektiven des Silberpreises gibt er sich optimistisch und sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Jahren im Vergleich zum Goldpreis stärkere Silberpreise sehen, und ich halte eine Rückkehr zu historischen Mittelwerten zwischen 50 und 55 für wahrscheinlich. Bezogen auf einen aktuellen Goldpreis von 1.960 Dollar würde eine Unze Silber dann zwischen 36 und 39 Dollar kosten.“

Übrigens: Die London Bullion Market Association (LBMA) hat Anfang Februar eine umfangreiche Analystenumfrage hinsichtlich der Perspektiven von Gold, Silber, Platin und Palladium veröffentlicht, die man unter www.lbma.org (Newsroom) abrufen kann. Dort kann man positive wie negative Statements, Meinungen sowie Kursprognosen zu den vier Edelmetallen abfragen, diese abwägen und sich danach eine eigene Meinung hinsichtlich deren Perspektiven bilden. Anlegern, die in der gegenwärtigen Marktlage Weissmetallen wie Silber, Platin und Palladium erhebliches Aufwärtspotenzial zutrauen, bietet sich der Handel über das Schweizer Zollfreilager von pro aurum an. Dort fällt nämlich keine Mehrwertsteuer anfällt, solange die erworbenen Barren oder Münzen im Lager verbleiben.

Bildnachweis: Phongphan Supphakank
File#: 195428896
Bildquelle: https://stock.adobe.com


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