Seit dem Jahreswechsel entwickelten sich die Weissmetalle Silber, Platin und Palladium mitunter deutlich schlechter als Gold. Dies dürfte vor allem einen Grund haben: die wachsenden Rezessionssorgen.

Während sich der Goldpreis seit dem Jahreswechsel bislang um 10,9 Prozent verteuert hat, legte sein „kleiner Bruder“ Silber lediglich um 3,1 Prozent zu. Weder die positive Korrelation zwischen beiden Edelmetallen noch die Hebelfunktion, die Silber gegenüber Gold nachgesagt wird, gab es während dieses Zeitraums zu beobachten. Regelrecht „unter die Räder“ kamen indes die für die Automobilbranche wichtigen Schwestermetalle Platin und Palladium. Sie verloren seit Ende Dezember bislang 6,8 bzw. 21,6 Prozent an Wert.

Was für eine Rezession spricht

An den Finanzmärkten wachsen die Rezessionsängste – insbesondere in westlichen Industrieländern. Ein Indiz für ein solches Szenario ist in der inversen Zinsstruktur zu sehen. Invers bedeutet, dass Anleihen mit kürzeren Laufzeiten höhere Renditen bieten als Papiere mit langen Laufzeiten. Laut einer aktuellen Publikation der Vermögensverwalter Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek (Incrementum AG), den Machern des „In Gold we Trust“-Reports, gilt eine Rezession aber auch aus einem anderen Grund als wahrscheinlich. Während der vergangenen 20 Zinserhöhungszyklen (seit 1915) blieb nämlich nur dreimal eine Rezession aus, woraus sich eine Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent ableiten lässt, dass wir in diesem Jahr eine Rezession erleben werden.

Grundsätzlich weisen die drei Weissmetalle Silber, Platin und Palladium jedoch ein unterschiedliches Mass an Konjunkturabhängigkeit auf. Da Silber auch als monetäres Edelmetall betrachtet wird und in diversen Industriebranchen aufgrund seiner positiven Eigenschaften (Reflexion, Antibiotik, Leitfähigkeit von Wärme und Strom) eine wichtige Rolle spielt, muss man sich hier nicht zu sehr von Rezessionssorgen leiten lassen. Weil das Edelmetall vor allem in der boomenden Elektromobilität und im Photovoltaiksektor als wichtige Rohstoffkomponente gilt, sollten Geldanleger dies als stabilisierenden Faktor auf jeden Fall auf dem Schirm haben.

Bei Platin und Palladium sieht die Lage etwas anders aus, schliesslich wird zum Beispiel Palladium in erster Linie in den Abgas-Katalysatoren von Benzinfahrzeugen verarbeitet, während Platin bei Diesel-Katalysatoren und in der Schmuckbranche zum Einsatz kommt. Das in der EU mittlerweile beschlossene Aus von Verbrennerfahrzeugen ab dem Jahr 2035 (Ausnahme E-Fuels) dürfte sowohl bei Platin als auch bei Palladium die Nachfrage aus der Automobilbranche daher eher belasten als beflügeln.

„Goldene Zeiten“ für Silber?

Das Silver Institute versorgt interessierte Anleger regelmässig mit wichtigen Daten zur globalen Entwicklung von Angebot und Nachfrage am Silbermarkt. In den vergangenen beiden Jahren wuchs die Nachfrage stets stärker als das Angebot, was in der Lehre der Betriebswirtschaft in der Regel einen höheren Silberpreis erwarten lässt. Nachdem sich die globale Silbernachfrage 2022 um 17 Prozent auf den Rekordwert von 1,24 Milliarden erhöhte, soll im laufenden Jahr dieser Wert auf 1,15 Milliarden Unzen (–7,3 Prozent) sinken. Dank des prognostizierten Anstiegs des Minenangebots um fünf Prozent und des Zuwachses im Recyclingsektor um drei Prozent soll sich beim globalen Silberangebot mit 1,055 Milliarden Unzen auf Jahressicht ein Plus von vier Prozent einstellen. Damit würde die Nachfrage das dritte Jahr in Folge höher als das Angebot ausfallen und somit zu einem Defizit führen, was mit 119 Millionen Unzen den Rekordwert des Vorjahres in Höhe von 253 Millionen aber deutlich unterschreiten würde. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass ein Angebotsdefizit (bzw. Nachfrageüberhang) die Chancen auf einen Preisanstieg normalerweise verbessert.

Übrigens: An den Terminmärkten sind sowohl grosse als auch kleine Terminspekulanten deutlich weniger optimistisch als dies zum Jahresultimo der Fall war. Sollten sie angesichts der Probleme der internationalen Finanzsysteme diese Zurückhaltung „über Bord werfen“ und via Futures verstärkt auf einen steigenden Silberpreis wetten, könnte dies einen markanten Nachholeffekt mit sich bringen und den Silberpreis in markant höhere Regionen treiben.

Uneinheitliche Perspektiven bei Platin und Palladium

Aufgrund der starken Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung der Autobranche bzw. der weltweiten Stimmung gegenüber Fahrzeugen mit Verbrenner-Motoren, haftet den Preisprognosen für Platin und Palladium ein besonders hohes Mass an Unsicherheit an. Dies bringt eine von der London Bullion Market Association Anfang Februar veröffentlichte Analystenumfrage besonders deutlich zum Ausdruck. Zwischen der optimistischsten und der pessimistischsten Einschätzung lagen bei Platin 25,6 Prozent (988 vs. 1.241 Dollar) und bei Palladium sogar 40,6 Prozent (1.550 vs. 2.180 Dollar). Unter Berücksichtigung sämtlicher Analystenprognosen wird für 2023 bei Platin ein Anstieg des Durchschnittspreises um 12,5 Prozent auf 1.080,40 Dollar (aktuell: 1.007 Dollar) erwartet, während bei Palladium ein regelrechter Einbruch um 14,3 Prozent auf 1.809,80 Dollar (aktuell: 1.430 Dollar) prognostiziert wird.

Übrigens: Bei Weissmetallen bietet sich der Handel über das Schweizer Zollfreilager von pro aurum an, da dort keine Mehrwertsteuer anfällt, falls die erworbenen Barren oder Münzen das Lager nicht verlassen sollten.

Creator: Ratth
File#: 1298327683
Bildquelle: istockphoto.com


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