Auf der Landkarte mag das Fürstentum Liechtenstein leicht übersehen werden, in der Welt der Edelmetalle kommt jedoch niemand an dem kleinen Land zwischen Österreich und der Schweiz vorbei — und einmal im Jahr wird das 6000-Einwohner-Örtchchen Schaan zur Welthauptstadt des Goldes. Denn bereits zum 16. Mal veröffentlicht das Asset-Management-Unternehmen Incrementum seinen „In Gold We Trust“-Report. Das 400 Seiten umfassende Werk wird in der Branche inzwischen als „Goldstandard“ der Studien rund um Edelmetalle bezeichnet.

Im Gespräch mit pro aurum TV stellt Ronald Peter Stöferle, einer der Co-Autoren der Studie, die zentralen Erkenntnisse vor. Er geht zu Beginn auf die Bedeutung des Wolfes ein, der auf dem Cover des Berichts neben einem Bären zu sehen ist. Stöferle erinnert an die Fabel vom Hirtenjungen und dem Wolf, bei dem niemand glaubt, dass er noch auftaucht — und plötzlich erscheint der Wolf tatsächlich, um die Schafe zu fressen. Ähnlich verhielt es sich laut Ronald Peter Stöferle mit der Inflation — sie hatte kaum jemand auf dem Schirm, und inzwischen stehen ihr die meisten Akteure machtlos gegenüber. Dazu gesellt sich der Bär — er symbolisiert Aktien-Verluste an der Börse.

In ihrem Report wagen Ronald Peter Stöferle und das Analystenteam der Incrementum AG eine düstere Prognose im Hinblick auf die Inflation: Die Notenbanken stehen nach ihrer Einschätzung mit dem Rücken zur Wand. Sie müssten Entschlossenheit demonstrieren, hätten aber kaum noch Reaktionsmöglichkeiten. Die Folge: Ein „Everything Crash“, also ein breit angelegter Preisabsturz der meisten Anlageklassen. Stöferle erinnert daran, dass der Markt bereits stark unter Druck gekommen sei, nachdem die ersten Zinsschritte angekündigt wurden. Die Aussicht auf ein Ende des ultrabilligen Geldes versetzt Spekulanten also ganz offensichtlich in Alarmbereitschaft. Ronald Peter Stöferle ist sich sicher: Eine Straffung der Geldpolitik wird ohne Kollateralschäden nicht umsetzbar sein.

Im Gespräch mit pro aurum TV geht Ronald Peter Stöferle auf die Gefahr einer Rezession ein und stellt klar, dass diese aus seiner Sicht unausweichlich ist. Zwar werde die Wahrscheinlichkeit einer Rezession weiterhin kleingeredet — ebenso wie die Gefahr einer dauerhaft hohen Inflation — doch die Zahlen sprechen nach Einschätzung von Stöferle eine andere Sprache. Die geldpolitischen Straffungen in Verbindung mit starken Zinserhöhungen werden, so der Co-Autor der „In Gold We Trust“-Studie, die Wirtschaft endgültig abwürgen und geradewegs in eine Stagflation führen.

Während die Notenbanken sich darauf beschränken, die Inflation als kurzfristiges Phänomen kleinzureden, nennt Ronald Peter Stöferle gleich mehrere Gründe für eine dauerhaft hohe Inflation — so werde der russische Angriff auf die Ukraine zu einer regelrechten Deglobalisierung und zu einer neuen Blockbildung führen. Zudem seien Unternehmen gezwungen, auf die hohe Inflation mit steigenden Löhnen zu reagieren. Diese könnten sie sich aber perspektivisch nicht mehr leisten und müssten die Preise für ihre Güter und Dienstleistungen weiter steigern.

Auch wenn derzeit vor allem geopolitische Krisen wie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine für einen sicheren Hafen wie Gold sprechen, weist Ronald Peter Stöferle im Gespräch mit pro aurum TV darauf hin, dass die Geopolitik stets nur einen kurzfristigen Einfluss auf den Goldpreis hat. Für Gold spricht nach Einschätzung von Stöferle dagegen vor allem, dass die negativen Realzinsen noch lange bestehen bleiben würden. „Ich halte es für unglaublich naiv, jetzt zu glauben, dass die Notenbanken ernsthaft aktiv werden“, stellt Ronald Peter Stöferle klar.

In ihrem Report sprechen sich die Analysten der Incrementum AG für eine stärkere Gewichtung von Edelmetallen in Investment-Depots aus. Gemischte Portfolios hätten in diesem Jahr aufgrund der drohenden Stagflation bereits stark unter Druck gestanden, Gold sei dagegen erneut ein Stabilitätsanker gewesen. Und die Aussichten für das weitere Jahr sind gut: Wenn die Inflationskurve, wie von Ronald Peter Stöferle bei pro aurum TV prognostiziert, zwischenzeitlich leicht abflacht, werden sich die Notenbanken „auf die Schultern klopfen“ und ein Pausieren der geldpolitischen Straffung signalisieren — die Folge: Gold könnte ein neues Allzeithoch erreichen. Langfristig hält Stöferle rund 4.800 US-Dollar pro Feinunze bis 2030 für möglich, das Zwischenziel für Ende 2022 liegt bei 2.190 US-Dollar.

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