Für Gold-Anleger war 2023 bisher ein gutes Jahr. Mit einer Performance von plus drei Prozent in Euro und plus sechs Prozent in US-Dollar hat der Goldpreis seinem Ruf als Krisen- und Inflationsschutz wieder einmal alle Ehre gemacht. Anders sieht es bei den Weissmetallen aus: Sowohl Silber als auch Platin und Palladium liegen bislang im Minus – und während die Verluste bei Silber noch moderat ausfallen (minus sechs Prozent in Euro, minus drei Prozent in US-Dollar), ist die Performance von Platin (minus 16 Prozent in Euro und minus 15 Prozent in US-Dollar) und Palladium (minus 33 Prozent sowohl in Euro als auch in US-Dollar) nur schwer zu verdauen (Stand der Kurse, 8. August 2023). Doch es gibt gute Gründe für diese schlechte Leistung: Die Underperformance ist vor allem auf Zins- und Rezessionssorgen zurückzuführen.

Die Instabilität im Finanzsektor und insbesondere vieler Banken hat die Wahrscheinlichkeit einer Rezession deutlich gesteigert. Dies hat die Möglichkeit einer Kreditklemme erhöht und es wahrscheinlicher gemacht, dass mehr Unternehmen zahlungsunfähig werden. Die aktuellen Äusserungen der EZB- und Fed-Notenbanker, die eher vorsichtig sind, sowie die derzeitige inverse Zinsstruktur deuten ebenfalls auf eine bevorstehende Rezession hin. Diese Zinsstruktur tritt auf, wenn kurzfristige Anleihen höhere Renditen aufweisen als langfristige Anleihen, was als zuverlässiges Signal für eine Rezession gilt. In solchen Situationen hat Gold historisch betrachtet immer als sichere Anlage in Krisenzeiten an Bedeutung gewonnen. Auf der anderen Seite leiden die drei Edelmetalle normalerweise in solchen Phasen aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von der Wirtschaftslage.

Laut dem FedWatch Tool der CME Group wurden Mitte Juli die aktuellen Zinssorgen deutlich. Die Wahrscheinlichkeit für höhere Zinsen bis Ende Dezember lag bei fast 78 Prozent, während Zinssenkungen als unwahrscheinlich galten. Anstiege der Zinsen führen zu höheren Opportunitätskosten für Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium, da diese keine Zinseinnahmen bieten. Ein Bericht von Incrementum AG, verfasst von den Autoren Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek, betont, dass in den letzten 20 Zinserhöhungszyklen (seit 1915) nur dreimal keine Rezession auftrat. Dies könnte darauf hinweisen, dass eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Rezession im Jahr 2023 besteht.

Auf lange Sicht stehen die Karten für Silber, Platin und Palladium jedoch gut, denn alle drei Weissmetalle zeichnen sich durch einzigartige Eigenschaften aus. Während Platin und Palladium hauptsächlich in der Autoindustrie für Abgaskatalysatoren verwendet werden, findet Silber vielfältigere Anwendungen in Bereichen wie Photovoltaik, Elektromobilität und Elektronik. Silber besitzt zusätzlich antibiotische Eigenschaften, die es in der Medizin und Wasseraufbereitung wertvoll machen. Es hat auch Tradition als Schmuck und Krisenwährung. Silber zeigt im Vergleich zu Platin und Palladium eine geringere Abhängigkeit von der Konjunktur. Platin wird in Schmuck und Dieselfahrzeug-Katalysatoren eingesetzt, während Palladium hauptsächlich zur Abgasreinigung in Benzinfahrzeugen verwendet wird. Angesichts des Klimawandels erkennen Investoren Veränderungen in der Autoindustrie, da die EU das Aus von Verbrennerfahrzeugen ab 2035 beschlossen hat. Auf kurze Sicht dürften die Weissmetalle unter Druck bleiben. Hoffnung besteht allerdings insbesondere für Silber, denn der Silberpreis zeigt starke Korrelationen zum Goldpreis, jedoch mit grösseren Ausschlägen in beide Richtungen, was zu höherer Volatilität führt. In den letzten Jahrzehnten war die Volatilität von Silber doppelt so hoch wie die von Gold. Aktuell liegt die historische 250-Tage-Volatilität von Silber bei über 36 Prozent, während die von Gold 18 Prozent beträgt. Hohe Volatilität bringt sowohl ein erhöhtes Verlustrisiko als auch höhere Renditechancen mit sich.

Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum, macht sich hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Silberpreises derzeit keine grossen Sorgen. Auf lange Sicht oszilliere das Gold-Silber-Ratio nämlich zwischen 50 und 55. Das heisst: In der Vergangenheit mussten durchschnittlich zwischen 50 und 55 Unzen Silber aufgewendet werden, um eine Unze Gold zu kaufen. Aktuell sind hierfür mehr als 79 Feinunzen nötig. Hinsichtlich der weiteren Perspektiven des Silberpreises gibt er sich optimistisch und sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Jahren im Vergleich zum Goldpreis stärkere Silberpreise sehen, und ich halte eine Rückkehr zu historischen Mittelwerten zwischen 50 und 55 für wahrscheinlich. Bezogen auf einen aktuellen Goldpreis von 1.960 Dollar würde eine Unze Silber dann zwischen 36 und 39 Dollar kosten.“

Bildnachweis: denphumi
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