Die drei Weissmetalle Silber, Platin und Palladium haben sich in diesem Jahr bislang alles andere als einheitlich entwickelt. So hat sich Silber seit dem Jahresultimo um 6,7 Prozent verteuert, während Platin (-0,1 Prozent) seitwärts tendierte und Palladium (-13,7 Prozent) deutlich zurückfiel.

Rezessionssorgen belasten Platin und Palladium

Die Turbulenzen im Bankensektor haben die Rezessionsgefahr spürbar erhöht und eine Kreditklemme sowie eine steigende Zahl von Unternehmenspleiten wahrscheinlicher werden lassen. Für eine Rezession spricht auch die gegenwärtig zu beobachtende inverse Zinsstruktur, die als zuverlässiger Frühindikator gilt. Ein solches Szenario liegt immer dann vor, wenn Anleihen mit kurzen Laufzeiten höhere Renditen bieten als länger laufende Papiere. Grund: Sobald Investoren mit einer wirtschaftlichen Schwächephase rechnen, erwarten sie Leitzinssenkungen der Zentralbanken, um dem wirtschaftlichen Abschwung zu begegnen.

Darauf deutet auch das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group derzeit hin. Dieses weist nämlich aktuell eine Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent aus, dass wir Ende Dezember keine höheren Zinsen sehen werden als heute, während Zinssenkungen um 50 bzw. 75 Basispunkte mit 38 und 35 Prozent als sehr wahrscheinlich eingestuft werden. Selbst ein Zinsrückgang um 100 Basispunkte erscheint angesichts einer Wahrscheinlichkeit von über 12 Prozent nicht undenkbar.

Laut einer im März veröffentlichten Publikation der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG, wiesen die beiden in der Finanzwelt bestens bekannten Autoren Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek – die beiden Macher des „In Gold we Trust“-Reports – darauf hin, dass während der vergangenen 20 Zinserhöhungszyklen (seit 1915) nur dreimal eine Rezession ausgeblieben war. Vereinfacht ausgedrückt kann man daraus eine Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent ableiten, dass wir 2023 eine Rezession erleben werden.

Die Vorzüge von Silber

Die drei Weissmetalle Silber, Platin und Palladium verfügen über diverse vorteilhafte Eigenschaften, die sie gegenüber anderen Materialien auszeichnen. Während bei Platin und Palladium vor allem die Autoindustrie über den Bau von Abgaskatalysatoren einen grossen Teil der industriellen Nachfrage generiert, kann man bei Silber eine deutlich heterogenere Nachfragestruktur ausmachen. Das mit grossem Abstand günstigste Edelmetall gilt aufgrund seiner ausgezeichneten Leitfähigkeit von Strom und Wärme und seiner guten Lichtreflexion als wichtige Komponente in den Wachstumsbranchen Photovoltaik, Elektromobilität, Elektronik u.a.

Was häufig vergessen wird: Seine antibiotischen Fähigkeiten machen es auch in der Medizin bzw. der Aufbereitung von Trinkwasser praktisch unverzichtbar. Ausserdem hat sich Silber in der Schmuckbranche und als monetäres Krisenwährung seit Generationen bewährt. All diese Faktoren führen dazu, dass seine konjunkturelle Abhängigkeit deutlich geringer als bei Platin und Palladium anzusehen ist. Während viel Platin in Schmuck und Katalysatoren von Dieselfahrzeugen landet, dient Palladium in erster Linie der Abgasreinigung von Benzinfahrzeugen. Dass Autos mit herkömmlichen Motoren aufgrund der Klimawandelproblematik einer ungewissen Zukunft entgegensehen, dürfte sich unter Anlegern mittlerweile herumgesprochen haben. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die EU ab dem Jahr 2035 das Aus von Verbrennerfahrzeugen (Ausnahme E-Fuels) beschlossen hat. Diese Risiken dürften viele Investoren mittlerweile erkannt und mit Blick auf ihr Investitionsverhalten entsprechend berücksichtigt haben. Dies alles kommt auch durch die Risikokennzahl Volatilität zum Ausdruck. Auf Basis der vergangenen 250 Tage fällt diese bei Palladium mit aktuell 56 Prozent unter den vier Edelmetallen mit Abstand am höchsten aus.

Silber mit starker Outperformance in 2023

Silber wird häufig als „kleiner Bruder von Gold“ oder weniger freundlich als „Gold des armen Mannes“ bezeichnet. Dies liegt zum einen an seiner Historie, schliesslich wurden beide Edelmetalle in der Vergangenheit als Geld genutzt. Heutzutage fungieren sie in erster Linie als Krisenwährung und langfristiger Inflationsschutz. Zum anderen korrelieren beide Edelmetalle sehr stark. Das heisst: Geht es mit dem Goldpreis bergauf (bergab), folgt ihm sein kleiner Bruder Silber in der Regel nach oben (unten). Dabei verzeichnet der Silberpreis allerdings erhebliche wildere Ausschläge in beide Richtungen. Deshalb wies er in den vergangenen Jahrzehnten stets eine höhere Kursschwankungsintensität (Volatilität) aus als Gold. Gegenwärtig übertrifft die historische 250-Tage-Volatilität von Silber mit über 36 Prozent die vergleichbare Risikokennzahl von Gold in Höhe von 18,4 Prozent um den Faktor zwei. Besonders interessant: Eine hohe Vola deutet nicht nur auf ein erhöhtes Verlustrisiko hin, sondern bringt automatisch auch eine hohe Renditechance mit sich.

Gold/Silber-Ratio im Sinkflug

In diesem Jahr verzeichnete der Silberpreis in den Monaten März bis Mai in der Spitze eine Wertsteigerung um über 30 Prozent, während der Goldpreis im selben Zeitraum auf ein Plus von „lediglich“ 15 Prozent kam. Dies führte beim sogenannten Gold/Silber-Ratio im Berichtszeitraum zu einem massiven Rückgang von 91 auf 79. Diese Kennzahl gibt an, wieviel Feinunzen Silber zum Kauf einer Unze Gold benötigt werden und dient als Bewertungskriterium, welches der beiden Edelmetalle als relativ preisgünstig anzusehen ist. Ein historisch hoher Wert lässt Silber (im Vergleich zu Gold) relativ preiswert erscheinen, während ein niedriges Gold/Silber-Ratio eine relative Überbewertung von Silber (verglichen mit Gold) nahelegt.
Doch aufgepasst: Beim Ableiten konkreter Investitionsentscheidungen auf Basis dieses Hilfsmittels sollte man zwei Aspekte stets beachten. Erstens: Ein sinkendes Gold/Silber-Ratio führt nicht automatisch zu einem steigenden Silberpreis, schliesslich würde sich das Ratio auch ermässigen, falls der Silberpreis innerhalb einer bestimmten Periode weniger stark verlieren würde als Gold. Dann hätte das Weissmetall – ungeachtet der verbuchten Verluste – dennoch eine Outperformance gegenüber dem gelben Edelmetall erzielt. Als Best-Case-Szenario für Silber würde sich daher die Kombination eines stark steigenden Goldpreises bei zugleich rückläufigem Gold/Silber-Ratio erweisen. In diesem Fall würde der Kauf von Silber einen deutlich höheren Gewinn verbuchen als der Golderwerb.

Zweitens: Ob ein Gold/Silber-Ratio als hoch oder niedrig anzusehen ist, hängt stets vom Betrachtungszeitraum ab. Wenn man zum Beispiel bedenkt, dass im März 2020 im Zuge des Pandemieausbruchs Gold deutlich gefragter als Silber war und dem Gold/Silber-Ratio dadurch ein Allzeithoch von über 125 beschert hat, könnte man das gegenwärtige Niveau in Höhe von 79 als niedrig betrachten. Dabei sollte man aber auf keinen Fall ausser Acht lassen, dass sowohl der Silberpreis als auch das Gold/Silber-Ratio sehr starken Schwankungen unterliegt. So rutschte bspw. das Ratio 1967,1969 und 1980 Werte zeitweise unter 20.

Edelmetallexperte Hartmann macht sich hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Silberpreises derzeit keine grossen Sorgen. Auf lange Sicht oszilliere das Gold/Silber-Ratio nämlich zwischen 50 und 55. Das heisst: Damals mussten zwischen 50 und 55 Unzen Silber aufgewendet werden, um eine Unze Gold zu kaufen. Aktuell sind hierfür fast 80 Feinunzen nötig. Hinsichtlich der weiteren Perspektiven des Silberpreises gibt er sich optimistisch und sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Jahren im Vergleich zum Goldpreis stärkere Silberpreise sehen und ich halte eine Rückkehr zu historischen Mittelwerten zwischen 50 und 55 für wahrscheinlich. Bezogen auf einen Goldpreis von 2.000 Dollar würde eine Unze Silber dann etwas mehr als 66 Dollar kosten.“ Damit hätte der kleine Bruder von Gold das im April 2011 erzielte Allzeithoch von fast 50 Dollar deutlich übertroffen.

Übrigens: Die London Bullion Market Association (LBMA) hat Anfang Februar eine umfangreiche Analystenumfrage hinsichtlich der Perspektiven von Gold, Silber, Platin und Palladium veröffentlicht, die man unter www.lbma.org (Newsroom) abrufen kann. Dort kann man positive wie negative Statements und Meinungen zu den vier Edelmetallen abrufen, diese abwägen und sich danach eine eigene Meinung hinsichtlich deren Perspektiven bilden. Anleger die in der gegenwärtigen Marktlage Weissmetalle wie Silber, Platin und Palladium präferieren, bietet sich der Handel über das Schweizer Zollfreilager von pro aurum an. Dort fällt nämlich keine Mehrwertsteuer anfällt, solange die erworbenen Barren oder Münzen im Lager verbleiben.

Creator: VladKK
File#: 1159652269
Bildquelle: Shutterstock.com


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