Die drei Weissmetalle Silber, Platin und Palladium weisen seit dem Jahreswechsel eine Outperformance gegenüber Gold auf, wofür mehrere Gründe verantwortlich waren. Über erhebliches Nachholpotenzial gegenüber Gold verfügten alle drei.
Sämtliche Weissmetalle zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr oder weniger stark in diversen Industriebranchen zum Einsatz kommen, während Gold in erster Linie als monetäres Edelmetall wahrgenommen wird und zudem in der Schmuckbranche in hohem Masse zum Einsatz kommt. Lediglich etwas mehr als sieben Prozent der 2024 registrierten globalen Goldnachfrage (Quelle: World Gold Council) kann als „industriell“ bezeichnet werden. Bei Silber liegt dieser Prozentsatz laut Silver Institute derzeit über 50 Prozent und bei Platin und Palladium sogar deutlich höher.
Silber kann Gold 2025 bislang outperformen
In der Finanzwelt wird Silber zwar häufig als „kleiner Bruder von Gold“ bezeichnet, der in gehebelter Form dem gelben Edelmetall folgt, doch in den vergangenen Jahren ist das mit grossem Abstand günstigste Edelmetall vor allem durch sein Eigenleben aufgefallen. In diesem Jahr gelang dem Silberpreis allerdings ein starkes Comeback – mit plus 32 Prozent entwickelte er sich besser als Gold (+27 Prozent). Besonders interessant: Obwohl sich die globale Silbernachfrage seit dem Jahr 2022 (1,284 Mrd. Feinunzen) auf nur noch 1,164 Mrd. Unzen (2024) reduziert hat und laut Silver Institute in diesem Jahr auf 1,148 Mrd. Unzen abrutschen soll, zeigte sich der Silberpreis davon relativ unbeeindruckt.
Dies liegt vor allem daran, dass die globale Silbernachfrage (ohne physisch besicherte ETPs) seit 2019 das globale Angebot an Silber übertrifft. Dabei schwankten die jährlichen Defizite zwischen 73,5 Mio. (2019) und 286,1 Mio. Unzen (2020). Nach den betriebswirtschaftlichen Lehren von Angebot und Nachfrage spricht ein solches Marktumfeld normalerweise für steigende Preise.
Der seit Jahren steigende Goldpreis hat die Herstellung von Goldschmuck verteuert. Dadurch hat die Nachfrage der preissensiblen Kundschaft nachgelassen und es kam zu einer Substitution durch Silber. Mit 208,7 Mio. Feinunzen verbuchte die Schmuckbranche 2024 einen Nachfragezuwachs von 2,8 Prozent, während bei Goldschmuck im selben Zeitraum ein Minus von elf Prozent zu Buche schlug. Massgeblich verantwortlich für die diesjährige Silberrally waren jedoch zwei Marktsegmente, die dem Bereich „Papiersilber“ zuzuordnen sind – dem ETP-Sektor und den Terminmärkten. Allein beim iShares Silver ETV, dem weltgrössten seiner Art, war seit Ende vergangenen Jahres ein Anstieg der gelagerten Silbermenge von 14.450 Tonnen auf 15.060 Tonnen (+610 Tonnen) registriert worden.
Noch mehr Optimismus „versprühte“ die US-Terminbörse Commodity Exchange, der weltgrösste Handelsplatz für Silber-Futures. Grosse und kleine Terminspekulanten haben bei Silber seit Ende Dezember ihre Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) bis Mitte Juli von insgesamt 52.400 auf 79.200 Kontrakte (+51,0 Prozent) aufgestockt. Da ein Silber-Future den Gegenwert von 5.000 Feinunzen repräsentiert, entspricht die Differenz von 26.800 Kontrakten einer „Kaufmenge“ von fast 4.200 Tonnen Silber.
Weil Silber in Wachstumsbranchen wie der Photovoltaik, der Elektromobilität und im Bereich Halbleiter stark nachgefragt wird und dank seiner antibakteriellen Eigenschaften auch bei der Wasserreinigung und in der Medizin nicht wegzudenken ist, steht dessen Nachfrage auf mehreren gesunden Beinen. Der seit Mai zu beobachtende Rückgang des Gold-Silber-Ratios von über 100 auf unter 90 belegt zwar die Outperformance von Silber gegenüber Gold, auf lange Sicht besteht aber weiterhin erhebliches Nachholpotenzial. In den vergangenen 50 Jahren entsprach nämlich eine Feinunze Gold die meiste Zeit weniger als 70 Unzen Silber und bei einem unterstellten Ratio von 70 müsste auf Basis des aktuellen Goldpreises eine Unze Silber mit 47 Dollar deutlich mehr kosten.
Platin performt 2025 bislang am stärksten
Platin tendierte in diesem Jahr unter den vier wichtigsten Edelmetallen am stärksten bergauf und verteuerte sich um 57 Prozent. Seit Mitte Mai ging es besonders steil nach oben. Obwohl die Autoindustrie aufgrund der konjunkturellen sowie handels- und umweltpolitischen Unsicherheiten weiterhin leidet, kam an den Platinmärkten eine verstärkte Nachfrage auf. Da die jährliche Fördermenge an Platin 2024 bei lediglich 180 Tonnen (Gold: 3.673 Tonnen, Silber: 25.492 Tonnen) lag, gilt es als besonders selten und der Markt als relativ illiquide, und in wenig liquiden Märkten reagieren Preise auf Nachfrageänderungen erfahrungsgemäss besonders stark. Auch die Tatsache, dass 70 Prozent der globalen Platinförderung in Südafrika erfolgen und fast zwölf Prozent aus Russland stammen, verstärkt diesen Effekt.
Durch das von Donald Trump angerichtete Zollchaos sorgten sich industrielle Nachfrager um die Lieferketten bzw. Verfügbarkeit von Platin und deckten sich deshalb mit dem Weissmetall verstärkt ein. Mitverantwortlich für den diesjährigen Preissprung waren aber auch die Terminmärkte. Seit dem Jahresultimo haben dort grosse Terminspekulanten (Non-Commercials) ihre Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) von 5.700 auf 20.700 Kontrakte vervielfacht. Last, but not least haben sich auch im Schmucksektor die Perspektiven für Platin aufgehellt, da es preisbedingt mehr und mehr Gold ersetzt. 2024 war ein Anstieg der globalen Schmucknachfrage von 1,85 Mio. auf 2,01 Mio. Unzen registriert worden und in diesem Jahr wird laut World Platinum Investment Council mit einem weiteren Zuwachs auf 2,11 Mio. Feinunzen gerechnet.
Palladium am ärgsten gebeutelt
Das Weissmetall Palladium musste in den vergangenen zehn Jahren den stärksten Niedergang hinnehmen und stürzte seit Februar 2022 in der Spitze von 3.000 Dollar zeitweise unter 900 Dollar ab. Weil es in erster Linie in den Katalysatoren von Benzinfahrzeugen landet, machte sich der in der Automobilbranche zu beobachtende Paradigmenwechsel eindeutig negativ bemerkbar. Keine andere Branche konnte die Nachfrageausfälle auffangen. Palladium gilt als besonders illiquide und hochvolatil, sodass selbst geringe Angebots- bzw. Nachfrageänderungen starke Preisausschläge verursachen können. Fundierte Prognosen gestalten sich in einem solchen Marktumfeld als ausgesprochen schwierig.
Für Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, kam die Outperformance von Platin und Palladium jedoch nicht überraschend. Er konstatiert: „Ich bin nun seit über 40 Jahren am Edelmetallmarkt tätig und in mindestens der Hälfte dieser Zeit war Platin teurer als Gold. Aus fundamentaler Sicht sollte dies nicht überraschen, da deutlich weniger Platin gefördert wird als Gold.“ Er traut den beiden Schwestermetallen einiges zu und geht sogar davon aus, dass sich Palladium und insbesondere Platin in den kommenden Jahren unter starken Schwankungen besser entwickeln wird als Gold und begründet dies folgendermassen: In den Jahren 2000 bis 2009 entsprach der Gegenwert von einer Feinunze Platin meist mehr als 50 Gramm Gold. Aktuell erhält man eine Unze des Weissmetalls für lediglich zwölf Gramm Gold. Er sieht daher sowohl bei Platin als auch bei Palladium „gehörigen Nachholbedarf“.
Geldwerter Praxistipp: Beim Kauf von Barren oder Münzen aus Silber, Platin oder Palladium fällt Mehrwertsteuer an, wodurch sich der Einstiegspreis entsprechend erhöht. Dieser Nachteil lässt sich – selbstverständlich völlig legal – vermeiden, indem man die Weissmetalle über das Schweizer Zollfreilager von pro aurum kauft und verkauft. Wie einfach sich dieser Vorteil realisieren lässt, erfahren Sie auf www.proaurum.ch.
Bildquelle: Composing / pro aurum
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