In diesem Jahr erlebt Silber eine bemerkenswerte Rally, die den Preis auf ein 14-Jahreshoch getrieben hat – Anfang September übertraf er erstmals seit August 2011 sogar die Marke von 40 Dollar je Feinunze. Gründe für die Rally gibt es einige.

Fed generiert Rückenwind für Silber

Im Kern stellen diese eine Kombination aus geldpolitischen Erwartungen, struktureller Angebotsdefizite, geopolitischen Unsicherheiten und charttechnischer Dynamik dar. Den jüngsten Rückenwind für Silber lieferte nach enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten die Fed. Nachdem in den Wochen zuvor eine Zinssenkung um 25 Basispunkte als wahrscheinlichstes Szenario galt, hat die Fed diese am 17. September beschlossen.

Sinkende Leitzinsen wirken sich in vielerlei Hinsicht positiv auf den Silberpreis aus. Der wichtigste Mechanismus ist der gleiche wie bei Gold: Da Silber selbst keine laufenden Zinsen oder Dividenden abwirft, wird es im Vergleich zu zinstragenden Anlagen wie Staatsanleihen oder Festgeld vor allem dann interessant, wenn diese Alternativen an Attraktivität verlieren. Mit sinkenden Zinsen reduzieren sich die sogenannten Opportunitätskosten (Zinsverzicht) und Anleger sind eher bereit, in Edelmetalle umzuschichten.

Hinzu kommt die Wechselwirkung zum Dollar. Senkt die US-Notenbank die Zinsen, verliert die Währung oft an Stärke. Da Silber weltweit in Dollar gehandelt wird, wird es für Käufer in anderen Währungen günstiger, was die Nachfrage ankurbelt. Gleichzeitig wächst in einem Niedrigzinsumfeld häufig die Sorge vor einer schwächeren Konjunktur oder gar einer Rezession. In solchen Phasen steigt das Bedürfnis nach sicheren Anlagen. Silber profitiert hier doppelt, denn es wird nicht nur als nützliches Industriemetall, sondern auch als Wertspeicher und Schutz gegen Unsicherheit immer wichtiger.

Gerade der industrielle Aspekt verleiht Silber eine Sonderstellung gegenüber Gold. Sinkende Zinsen regen Investitionen in Zukunftsbranchen wie Solarenergie, Elektrofahrzeuge oder Elektronik an – alles Bereiche, in denen Silber in grossen Mengen benötigt wird. Damit wirkt sich die Zinsentwicklung indirekt positiv auf die Silbernachfrage aus. Ausserdem ziehen niedrige Zinsen vermehrt spekulatives Kapital an. Anleger investieren über börsengehandelte Fonds oder Futures stärker in Edelmetalle, wobei Silber oft als „Hebel auf Gold“ gilt und Kursbewegungen daher überproportional ausfallen können.

Strukturelles Defizit bei Silber

Daten des Silver Institute deuten seit Längerem darauf hin, dass das Angebot an Silber mit der Nachfrage nicht Schritthalten kann. Seit dem Jahr 2016 hat sich nämlich die jährliche Silbernachfrage von 993,3 Mio. auf 1,164 Mrd. Feinunzen (+17,2 Prozent) erhöht, während beim Silberangebot im selben Zeitraum ein leichter Rückgang von 1,057 Mrd. auf 1,015 Mrd. Unzen (-4,0 Prozent) zu Buche schlug. Dies war vor allem auf die stark rückläufige Minenförderung zurückzuführen, die sich seither von 900,1 Mio. auf 819,7 Mio. Unzen (-8,9 Prozent) reduziert hat. Schlimmeres wurde indes durch den Recyclingsektor verhindert, dessen Angebot sich seit 2016 von 156,3 Mio. auf 193,9 Mio. Feinunzen (+24,0 Prozent) signifikant erhöht hat.

Besonders bezeichnend: Ohne Berücksichtigung des ETP-Sektors fiel die Nachfrage seit 2019 stets höher als das Angebot aus und generierte dabei Defizite zwischen 73,5 Mio. (2019) und 286,1 Mio. Unzen (2020). Ein solches Marktumfeld gilt normalerweise als idealer Nährboden für einen steigenden Preis. So richtig in Fahrt gekommen, ist der Silberpreis allerdings erst seit Herbst 2022. Damals war die Feinunze Silber noch für weniger als 20 Dollar zu haben.

Silber – das Allroundtalent diverser Industrien

Ein ganz wichtiges Kaufargument stellt bei Silber aber vor allem dessen enorme Bedeutung in vielen Industrien dar – insbesondere in Zukunftsbranchen mit hohem Wachstumspotenzial. In diesem Zusammenhang sei nur auf die Bereiche Solarzellen, Elektronik, Elektromobilität, 5G-Netze oder KI-Rechenzentren hingewiesen. Laut Schätzungen des Silver Institute wird allein die Solarindustrie in diesem Jahr fast 196 Mio. Silberunzen benötigen, was rund 17 Prozent der globalen Gesamtnachfrage entspräche.

Ausgesprochen nützliche Eigenschaften bietet das Weissmetall aber dank seiner antibiotischen Eigenschaft auch in der Medizin und bei der Wasseraufbereitung sowie bei wiederaufladbaren Akkus und aufgrund seiner hohen Leitfähigkeit von Strom in zahlreichen Anwendungsbereichen mit Bezug zur Elektronik. Und selbst die „Uralt-Branche Schmuck“ hat in den Jahren 2022 bis 2024 hinsichtlich Silber ziemlich viel Charme versprüht und trieb die Nachfrage in der Spitze auf mehr als 234 Mio. Unzen (2022). Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, merkt in diesem Kontext folgendes an und sagt: „Gold kostet heute doppelt so viel wie im Jahr 2021. Viele Menschen können sich Goldschmuck kaum noch leisten und steigen deshalb auf Silber- und Platinschmuck um.“ Nach der diesjährigen Silberrally darf man nun gespannt sein, ob die bei Goldschmuck zu beobachtende Preissensitivität auch bei Silberschmuck greifen wird.[JB1]

Silber feiert Comeback als Investment

In den vergangenen drei Jahren hat Silber ein bemerkenswertes Comeback als Investment hingelegt und sich seither von 18 auf über 40 Dollar mehr als verdoppelt. Die positive Entwicklung spiegelt sich in drei zentralen Bereichen wider: physische Investments in Barren und Münzen, massive Zuflüsse in börsengehandelte Produkte (ETPs) sowie ein wachsender Optimismus an den Terminmärkten.

Bei Silberbarren und -münzen gab es 2022 einen regelrechten Nachfrageboom zu beobachten, schliesslich wurde mit 338,3 Mio. Unzen der vergleichbare um Vorjahreswert um 19 Prozent übertroffen, während der ETP-Sektor im selben Jahr allerdings Abflüsse von 117,4 Mio. Unzen Silber verzeichnet hat. Dieser „Aderlass“ reduzierte sich ein Jahr später auf 37,6 Mio. Feinunzen, um sich 2024 in Zuflüsse in Höhe von 61,6 Mio. Unzen zu verwandeln. Besonders Indien stach positiv hervor, wo die Bestände um 195 Prozent wuchsen und sich die Zahl der angebotenen Papiere seit 2022 verdreifachte. Und dieses Kaufinteresse bei ETPs könnte sich nach Einschätzung des Silver Institute in diesem Jahr verstärken und Zuflüsse in Höhe von 70,0 Mio. Unzen auslösen.

Kräftigen Rückenwind erhielt der Silberpreis in diesem Jahr aber vor allem von den Terminmärkten. Dort sind nämlich sowohl grosse Terminspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) deutlich optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Positionen (mehrheitlich optimistisch gestimmt) deutlich verstärkt. So war bei Grossspekulanten seit dem Jahresultimo ein kräftiger Zuwachs von 37.900 auf 55.900 Futures (+47,5 Prozent) und bei Kleinspekulanten ein Plus von 14.500 auf 18.300 Kontrakte (+26,2 Prozent) registriert worden.

Favoritenwechsel: Weissmetalle oder Gold?

2025 ist dadurch gekennzeichnet, dass sich Weissmetalle wie Silber (+42 Prozent) und Platin (+55 Prozent) bis zum 10. September stärker entwickelt haben als Gold (+39 Prozent). Während bei Gold neue Allzeithochs markiert wurden, sind Silber und Platin von ihren alten Rekordmarken noch „meilenweit“ entfernt, wodurch sich erhebliches Nachholpotenzial eröffnet. Übrigens: Der erfahrene Edelmetallexperte Hartmann traut beiden Weissmetallen weiterhin eine Outperformance gegenüber Gold zu und glaubt, dass sich deren Preise ihren historischen Durchschnittswerten wieder annähern werden. Mit Blick auf Silber stellt er folgende Rechnung auf: Das Gold/Silber-Ratio der vergangenen 20 Jahre betrug ca. 60. Aktuell muss man mehr als 88 Unzen Silber für eine Unze Gold auf den Tisch legen. Bleibt Gold unverändert bei ca. 3.644 Dollar pro Feinunze müsste Silber auf über 60 Dollar ansteigen, um ein Gold/Silber-Ratio von 60 zu erreichen. Dies würde für Silber einen Kursgewinn von 46 Prozent bedeuten.

Wichtig zu wissen: Beim Kauf von Barren oder Münzen aus Silber, Platin und Palladium ermöglicht das Zollfreilager von pro aurum – selbstverständlich völlig legal – aufgrund der nicht anfallenden Mehrwertsteuer deutlich niedrigere Kaufkurse. Was dabei zu beachten ist, können Sie auf proaurum.ch nachlesen.

Bildnachweis: tapong117
File#: 409483734
Bildquelle: stock.adobe.com


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