Die drei Weissmetalle Silber, Platin und Palladium entwickelten sich zum Jahresstart relativ schwach. Die beiden Schwestermetalle Platin und Palladium mussten in der Spitze sogar Kursverluste im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen – bei Silber fiel das Minus etwas moderater aus.

Ausgebremst durch trübe Konjunkturperspektiven

Die eingetrübten Konjunkturperspektiven dürften dabei eine wichtige Rolle gespielt haben, wobei die Preise für Platin und Palladium vor allem aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von der Automobilbranche besonders „stark unter die Räder gerieten“. Grund: Sie fungieren als wichtige Rohstoffkomponenten bei der Herstellung von Abgaskatalysatoren. Bei Benzinfahrzeugen kommt in erster Linie Palladium zum Einsatz, während in den Katalysatoren von Dieselfahrzeugen vorwiegend Platin zum Einsatz kommt.

In Europa, wo die derzeitigen Pläne der EU ab 2035 sogar das Verkaufsverbot neuer Fahrzeuge mit konventionellen Motoren vorsehen, ist die Verkaufszurückhaltung besonders stark zu spüren. Auf die Stimmung drückte in den vergangenen Wochen vor allem der vom Verband der Europäischen Automobilproduzenten ACEA für Dezember gemeldete Rückgang der europäischen Pkw-Neuzulassungen.

Im Dezember ging es mit den Neuzulassungen erstmals wieder bergab, nachdem in den elf Monaten zuvor jährliche Wachstumsraten zwischen 6,7 Prozent (November) und 28,8 Prozent (März) erzielt wurden. Mit etwas mehr als 867.000 Einheiten stellte sich gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 3,3 Prozent ein. Für das „autoverliebte“ Deutschland wurde sogar ein Einbruch der Neuzulassungen um 23 Prozent gemeldet. Mittlerweile liegt der Marktanteil von Benzinfahrzeugen in Europa bei 35,3 Prozent, gefolgt von Hybridantrieben (25,8 Prozent) und batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (14,6 Prozent).

Besonders auffällig: Elektrofahrzeuge verzeichneten im Dezember erstmals seit April 2020 einen Absatzeinbruch und ermässigten sich um 16,9 Prozent p. a. auf 160.700 Einheiten. In Deutschland fiel der Rückgang mit 47,6 Prozent besonders heftig aus, wobei im Segment der Fahrzeuge mit Hybridantrieb sogar ein Einbruch um 74,4 Prozent zu Buche schlug. Dies hat sich vor allem auf den Silberpreis ausgewirkt, schliesslich kommt immer mehr Silber nicht nur beim Bau von Elektrofahrzeugen, sondern aufgrund der fortschreitenden Technologisierung auch bei herkömmlichen Kraftfahrzeugen zum Einsatz.

Globale Silbernachfrage weiterhin stark

Da Silber dank verschiedener Vorzüge in diversen Branchen benötigt wird, spielt der Automarkt nicht die entscheidende Rolle, schließlich landet viel Silber auch bei Investoren (Krisenwährung) sowie in der Photovoltaik-Branche und im Medizinsektor. Als solide Nachfrager haben sich in den vergangenen Jahren aber auch die folgenden Industriebranchen erwiesen: Schmuck, Metallveredelung, Wasseraufbereitung und Silberwaren.

Ende Januar lieferte das Silberinstitut seine erste Markteinschätzung für das Jahr 2024. Demzufolge soll die globale Silbernachfrage um ein Prozent auf 1,2 Milliarden Feinunzen ansteigen, was dem zweithöchsten jemals registrierten Wert entspräche. Im Industriesektor soll sich die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf 690 Millionen Unzen erhöhen, wobei die Segmente Photovoltaik und Automobile als Wachstumstreiber identifiziert wurden. Besondere Fantasie könnte durch eine neue Generation von Solarzellen entstehen, deren Silberanteil höher als bei bisherigen Anwendungen ausfällt.

Das Silberinstitut rechnet zudem im Bereich Silberwaren mit einem markanten Nachfragewachstum in Höhe von neun Prozent. Im Schmucksektor, der in der Vergangenheit fast ein Fünftel der Gesamtnachfrage repräsentierte, wird in diesem Jahr mit einem Anstieg um vier Prozent gerechnet. In beiden Branchen soll vor allem ein Land in diesem Jahr einen besonders starken Appetit auf Silber entwickeln: Indien.

Hohes Angebotsdefizit bei Silber erwartet

Bei physischen Silberinvestments in Form von Barren und Münzen rechnet das Silberinstitut indes mit einer anhaltenden Talfahrt. Für 2024 erwarten dessen Analysten einen Rückgang um sechs Prozent auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Mit Blick auf den ETF-Sektor sehen die Perspektiven nicht ganz so schlecht aus. In den kommenden Monaten könnten zwar „falkenhafte Töne“ der US-Notenbank sowie eine schwächelnde Nachfrage aus China im ETF-Sektor für Gegenwind sorgen, doch sobald die Fed die Leitzinsen senken wird, dürften Silberinvestments wieder an Zuspruch gewinnen.

Beim globalen Silberangebot prognostiziert das Silberinstitut für das laufende Jahr übrigens ein deutlich höheres Wachstum als bei der Nachfrage. Dieses soll sich nämlich um drei Prozent auf 1,02 Milliarden Feinunzen erhöhen, was vor allem auf das für den Minensektor geschätzte Plus von vier Prozent auf 843 Millionen Unzen zurückzuführen sei. Dies entspräche dann dem höchsten Niveau seit 2018. Die Sekundärproduktion (Recycling) soll sich 2024 hingegen schwächer entwickeln und um drei Prozent auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren fallen.

Eine Prognose dürfte an den Silbermärkten besonders positiv gesehen werden. Das vierte Jahr in Folge soll die Nachfrage höher ausfallen als das Angebot, wenngleich das Angebotsdefizit von 194 Millionen (2023) auf 176 Millionen Unzen (–9,3 Prozent) sinken soll. Historisch betrachtet bewertet das Silberinstitut dieses Defizit als „aussergewöhnlich hoch“.

Wenig Glanz bei Platin und Palladium

Im vergangenen Jahr haben zwei Edelmetalle eindeutig enttäuscht: Platin und Palladium. Die starke Abhängigkeit vom Automobilsektor wurde beiden zum Verhängnis, wobei sich dies bei Palladium besonders negativ bemerkbar gemacht hat. Die Notierungen der beiden Edelmetalle sind aktuell nahezu identisch. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr lag Palladium noch 700 Dollar pro Feinunze höher als Platin. Das Marktsentiment stellt sich bei Palladium derzeit besonders negativ dar. Zum einen, weil Katalysatorenhersteller als wichtigste Nachfragegruppe gelten, und zum anderen, weil das Edelmetall wachsende Angebotssorgen ignoriert und sich nach wie vor auf dem niedrigsten Niveau seit über fünf Jahren bewegt. Selbst die Nachricht, dass der grösste russische Palladiumproduzent für dieses Jahr einen Rückgang der Fördermenge um 15 Prozent auf 2,3 Millionen Feinunzen angekündigt hat, erwies sich als Non-Event. Russlands Platinproduzenten, denen der Westen bislang keine direkten Sanktionen auferlegt hat, verfügen über einen Marktanteil von immerhin 40 Prozent.

LBMA-Analystenumfrage veröffentlicht

Übrigens: Die London Bullion Market Association (LBMA) hat Anfang Februar das Ergebnis einer umfangreichen Analystenumfrage über die Perspektiven von Gold, Silber, Platin und Palladium veröffentlicht. Unter www.lbma.org (Newsroom) kann man Statements, Meinungen und Kursprognosen aller befragten Analysten zu den vier Edelmetallen abrufen und als Basis für die eigene Einschätzung nutzen.

Die Analysten sollten zum einen eine Prognose abgeben, welcher Durchschnittspreis sich beim jeweiligen Edelmetallpreis 2024 einstellen wird, und zum anderen die erwartete Trading Range (Jahrestief und Jahreshoch) mitteilen.

Für den Goldpreis deutete der Analystenkonsens auf einen Anstieg des durchschnittlichen Goldpreises von 1.940,54 Dollar auf 2.059 Dollar (+6,1 Prozent) hin. Ein ähnlich hohes Aufwärtspotenzial wurde für Silber und Platin prognostiziert. Silber soll sich gegenüber dem Vorjahr von 23,35 Dollar auf 24,80 Dollar (+6,2 Prozent) verteuern und Platin eine Wertsteigerung von 964,98 auf 1.015 Dollar (+5,2 Prozent) erzielen. Extrem miserable Perspektiven werden hingegen Palladium zugestanden, dessen durchschnittlicher Preis von 1.337,39 Dollar auf 1.060,10 Dollar (–20,7 Prozent) zurückfallen soll.

Als besonders interessante Information kann man aber auch die Spannen der prognostizierten Jahreshochs bzw. -tiefs interpretieren. Während nämlich bei Gold die Bandbreite der Schätzungen von 1.781 bis 2.405 Dollar (35,0 Prozent) reichte, fiel diese bei Silber und Platin deutlich grösser aus. Bei Silber schwankten die Extremwerte zwischen 18 und 32 Dollar (77,8 Prozent) und bei Platin zwischen 800 und 1.329 Dollar (66,1 Prozent). Eine noch stärkere Verunsicherung war bei Palladium zu beobachten, schliesslich schwankten hier die Extremwerte zwischen 550 und 1.650 Dollar (200 Prozent).

Tipp für die Praxis: Für alle, die Barren oder Münzen aus Silber, Platin und Palladium erwerben möchten, bietet sich der Handel über unser Schweizer Zollfreilager an. Dort muss nämlich keine Mehrwertsteuer entrichtet werden, falls die dort erworbene Ware das Lager nicht verlässt.

Bildquelle: Olivier Le Moal
Bildnummer: 128990891
Bildquelle: stock.adobe.com


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