Die beiden monetären Krisenwährungen Gold und Silber werden gern miteinander verglichen. Als besonders hilfreiches und nützliches Werkzeug hat sich seit Jahrzehnten vor allem das sogenannte Gold/Silber-Ratio erwiesen.

Definition der Bewertungskennzahl

Das Gold/Silber-Ratio ist eine relativ einfach zu ermittelnde Kennzahl. Sie zeigt nämlich an, wie viele Feinunzen Silber benötigt werden, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Das Gold/Silber-Ratio berechnet man, indem man den aktuellen Preis für eine Feinunze Gold durch den jeweiligen Silberpreis dividiert. Da Anleger beiden Edelmetallen ähnliche Eigenschaften bzw. Fähigkeiten attestieren, versuchen sie mit dem Tool zu erkennen, welches Edelmetall zum Betrachtungszeitpunkt als relativ teuer bzw. relativ günstig anzusehen ist. Ein hohes (niedriges) Gold/Silber-Ratio legt den Schluss nahe, dass Gold überbewertet (unterbewertet) und im Umkehrschluss Silber preisgünstig (überteuert) ist.

Aussagekräftig wird dieser Wert aber in erster Linie durch einen historischen Vergleich, wobei ein langfristiger Betrachtungszeitraum zu empfehlen ist. In den vergangenen 50 Jahren schwankte das Ratio bspw. zwischen 15 (1980) und 125 (2020) und führte zu einem arithmetischen Mittelwert von ungefähr 62. Das heisst: Sollte die Kennzahl (aktuell: 78,3) auf dieses Niveau zurückfallen, würde dies bei einem unterstellten Goldpreis von 2.300 Dollar einen Silberpreis in Höhe von 37,10 Dollar nach sich ziehen.

Interpretation des Gold/Silber-Ratio

Geldanleger, die das Gold/Silber-Ratio nutzen möchten, um bei diesen Edelmetallen konkrete Investitionsentscheidungen (Kauf oder Verkauf) zu treffen, sollten sich allerdings über eines völlig im Klaren sein: Der Trend dieser Kennzahl sagt absolut nichts über die damit verbundene Richtung des Gold- bzw. Silberpreises aus. Ein steigendes Gold/Silber-Ratio kann nämlich sowohl in Marktphasen mit steigenden als auch fallenden Edelmetallpreisen auftreten. Szenario 1: Sollte der Goldpreis bspw. stärker ansteigen als der Silberpreis, würde dies zu einem steigenden Gold/Silber-Ratio führen und somit Silber kaufenswerter erscheinen lassen als Gold. Szenario 2: Dasselbe Phänomen – also ein ansteigendes Ratio – würde aber auch eintreten, wenn der Goldpreis weniger stark fallen sollte als Silber.

Im Grunde genommen eignet sich das Tool in erster Linie für Anleger, die unter fundamentalen Aspekten sowohl Gold als auch Silber erhebliches Aufwärtspotenzial zutrauen. Wer hingegen mit einer technischen Korrektur bei Gold und Silber rechnet, kann das Gold/Silber-Ratio ignorieren. Ein ausgesprochen attraktives Chance-Risiko-Verhältnis ergibt sich häufig, wenn extreme (rekordhohe oder -niedrige) Bewertungen auftreten.

So geschehen im März 2020, als die russische Invasion in der Ukraine die Kennzahl auf ein Rekordhoch emporschnellen liess. Damals befürchteten die Marktakteure auf der einen Seite einen weltweiten Konjunktureinbruch inkl. einer stark nachlassenden Silbernachfrage in diversen Industrien und verkauften deshalb im grossen Stil Silber. Auf der anderen Seite schichteten Investoren massiv in den „sicheren Hafen Gold“ um und bescherten dadurch nicht nur dem Goldpreis, sondern auch dem Gold/Silber-Ratio neue Rekordhochs. Damals kostete Silber kurzzeitig lediglich zwölf Dollar.

Fazit: Das Gold-Silber-Ratio sollte man nicht überbewerten, sondern stets im Verbund mit anderen Analysemethoden und Kennzahlen nutzen.

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Bildnummer: 1376276805


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